Die Stadt der Heiligen (German Edition) by Schier Petra

Die Stadt der Heiligen (German Edition) by Schier Petra

Autor:Schier, Petra [Schier, Petra]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-26T00:00:00+00:00


19. Kapitel

Weg! Weg da, elender Dieb! Ach, Milo, du bist es.» Balbina, die beleibte und rotwangige Köchin, war mit einer Schöpfkelle bewaffnet inden Hof gerannt und blieb nun außer Atem vor dem schlaksigen Straßenjungen stehen. «Was tust du denn hier? Und nimm gefälligst deine Pfoten von den reifen Kirschen. Die gehören dir nicht.»

Milo zog grinsend seine Hand zurück, die er nach den verheißungsvoll rot leuchtenden Früchten ausgestreckt hatte, die der kleine Kirschbaum an der Hausecke trug. «Ich wart nur auf Jaromir. Er hat gesagt, wenn ich ihm helfe, die Holzlieferung für seinen Herrn abzuholen, krieg ich ein Brot und vielleicht auch einen Topf Schmalz von dir. Das mit den Grieben drin.»

Balbina schüttelte amüsiert den Kopf. «Hat er gesagt, ja? Und wo steckt er jetzt, dass du warten musst?»

«Na, bei seinem Herrn in der Werkstatt. Meister Markwardt hat ihn noch für irgendwas gebraucht. Er hat ja jetzt keinen Gesellen mehr, der die Drecks … äh, der die Kleinarbeit macht.» Milo grinste wieder. «Nix für ungut, Balbina.»

«Halt deine freche Zunge im Zaum, Junge», tadelte sie. «Sonst hast du vielleicht bald das letzte Mal hier geholfen.»

«Ist ja gut. Ich mein ja bloß.» Milo verschränkte die Arme vor der Brust. «Da draußen lungert übrigens einer von den Dompfaffen herum. So ein jüngerer, den hab ich jetzt schon zum zweiten Mal hier gesehen. Scheint, als würde er das Haus beobachten.»

«Einer von den Dompfaffen?» Balbina runzelte besorgt die Stirn. «Das sollte ich vielleicht dem Meister sagen. Die werden ihn doch nicht noch immer in Verdacht haben?»

«Keine Ahnung.» Milo zuckte mit den Schultern, dann trat ein breites Grinsen auf sein Gesicht, als Jaromir durch die Hintertür ins Freie trat. Er war etwas kräftiger und ein gutes Stück größer als Milo und ähnelte mit seinem schwarzen Haar und dem kantigen Gesicht sehr seinem Vater Tibor.

«He, Milo, wie geht’s? Bist du so weit? Dann komm, der Meister will, dass wir uns beeilen. Und er hat gesagt, er geht mit, weil er noch was erledigen muss.» Jaromir holte einen Handkarren aus der Remise, und die beiden Jungen zogen fröhlich schwatzend durch das Tor zur Straße, wo Reinold bereits auf sie wartete.

Balbina begab sich zurück in die Küche, schaute nach dem Eintopf, der an einem schweren Dreifuß über dem Herd simmerte, dann ging sie rasch hinüber in die Stube, um ihrer Herrin von Milos Beobachtung zu berichten.

***

Marysa eilte durch die Werkstatt, klappte den Laden eines der Fenster auf, die zum Büchel hinausgingen, und blickte sich scharf um. In dem regen Treiben von Handwerkern, Tagelöhnern, Hausfrauen und spielenden Kindern konnte sie weit und breit keine der dunklen Kutten der Kanoniker erkennen. Sie schloss den Fensterladen wieder und trat nun selbst hinaus auf die Straße.

Eine Gruppe Pilger wanderte gerade vorüber und versperrte ihr die Sicht, doch auch, als die ärmlich aussehenden Männer und Frauen vorübergezogen waren, herrschte noch immer so viel Betrieb, dass sie keinen heimlichen Beobachter ausmachen konnte. Vermutlich hatte sich derjenige bei ihrem Auftauchen längst versteckt. Aber vielleicht war es ja auch einfach Fulrad gewesen, der sie noch einmal besuchen wollte.

Da es gerade wieder anfing zu regnen, ging Marysa eilig ins Haus zurück.



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